Simulierter Großbrand im Zschornoer Wald

Mehr als 180 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerkes (THW), der Feuerwehren der Landesverbände Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sowie der Polnischen Staatlichen Feuerwehr der Wojewodschaftskommandanturen Westpommern, Lebus und Niederschlesien haben am Freitag im Spree-Neiße-Kreis eine groß angelegte internationale Katastrophenschutzübung absolviert.

Gemeinsam simulierten sie die Löschung eines Großbrandes im Zschornoer Wald. Die Schwierigkeit dabei: Löschwasser gab es nur über weite Wegstrecken.

In 20 Minuten legten Kameraden der Polnischen Staatlichen Feuerwehr eine Schlauchleitung durch den Wald. Die Sonne brennt. Seit Tagen hat es nicht geregnet. Waldbrandwarnstufe III ist ausgerufen. Da passierts: Die Mitarbeiter der Waldbrandzentrale im Forstbetrieb Peitz erkennen über den Feuerwachturm in Jerischke eine Rauchsäule – etwa fünf Kilometer vom Wachturm entfernt. Sie informieren die Regionalleitstelle Lausitz in Cottbus, fragen per Faxvordruck ihre polnischen Kollegen, ob sie vom Feuerwachturm in Brozek aus mehr erkennen. Für den Soforteinsatz alarmieren sie die Freiwilligen Feuerwehren Döbern, Groß Kölzig, Bohsdorf, Wolfshain, Klein Loitz, Jämlitz und Eichwege. Auch die Leitstelle Weißwasser des Landkreises Görlitz wird informiert. Was unscheinbar beginnt, breitet sich in den trockenen Kiefernwäldern zwischen Forst und Bad Muskau schnell auf eine Fläche von 200 bis 300 Hektar aus. Und es wird klar: Übergreifende Hilfe muss her. Wasser marsch am simulierten Brandherd. Die kilometerlange Löschwasserkette funktioniert.

Realer Brand in Bademeusel

Die steht längst bereit – das ist der Grund, warum der 95-köpfige deutsch-polnische Führungsstab, der vorübergehend im Forster Kreishaus Station bezogen hat, so ruhig bleibt. Erst in dem Moment, als Wolfhard Kätzmer sagt: „Ich hoffe, dass die Übung nicht zum Ernstfall wird. Ich habe gerade die Information bekommen, dass es einen Brand im Schwerpunktfeld zehn bei Bademeusel gibt“, geht ein leichter Ruck durch die Reihen. Habachtstellung – wenn auch im Sitzen. Der Kreisbrandmeister des Spree-Neiße-Kreises fackelt nicht lange: „Keine Sorge, es sind genug Einsatzkräfte vor Ort. Notfalls schwenken wir dorthin um“, sagt Kätzmer. Zunächst aber laufe die Übung nach Plan. Deutsche und polnische Feuerwehrleute trainieren am Freitag (23.April 2010) bei Jerischke (Spree-Neiße) gemeinsam mit dem THW die Verlegung einer mehrere Kilometer langen Wasserleitung zur Löschung eines Waldbrandes.

Das heißt, die Führungskräfte und Beobachter aus Deutschland und Polen dürfen endlich raus. Ein Bus des THW bringt sie zum Badesee Eichwege. Von dort kommt das Löschwasser für den fünf Kilometer entfernten Brandherd.  Verantwortlich für den Wassertransport ist das THW – bis zum Übergabepunkt an die polnische Feuerwehr. Die verantwortet den letzten etwa 2,3 Kilometer langen Abschnitt.

Vom Tagebau zum Einsatz

Tino Sturm und Oliver Konrad vom THW-Ortsverband Senftenberg haben sich mit weiteren 40 Helfern aus den Ortsverbänden Lübben (Dahme-Spreewald), Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz), Forst (Spree-Neiße), Cottbus und Frankfurt (Oder) die Arbeit geteilt und 2,8 Kilometer Rohrleitung vom Badesee bis zum ersten mobilen Feuerlöschteich im Jerischker Wald verlegt – unter der Bundesstraße 115 nach Weißwasser hindurch, quer übers Feld und entlang der Kreisstraße Eichwege – Jerischke. Ihr Arbeitgeber Vattenfall Europe Mining hat sie freigestellt für den Einsatz. Seit Donnerstagabend sind sie vor Ort. Eine kurze Schlafpause gab es im Schullandheim Jerischke, erzählen sie. Die Melder sind auf ihren Feuerwehr-Krädern in dem Gebiet mit seinen vielen Funklöchern wichtig für die Absprache und Erkundung.  

„Um 21.30 Uhr war die Schnellkupplungsleitung fertig, um drei Uhr nachts waren die Feuerlöschteiche im Jerischker Wald gefüllt“, berichtet Stefan Schneider. Der 28-jährige Betriebswirt arbeitet normalerweise in einem Sportwarengeschäft in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree). Doch wenn das THW ruft und er im Laden abkömmlich ist, wird er freigestellt für den Einsatz. Diesmal leitet er die Führungsstelle im Einsatzgebiet Eichwege. Das heißt, er ist dafür verantwortlich, dass am Übergabepunkt zur Polnischen Staatlichen Feuerwehr (PSP) das benötigte Löschwasser ankommt. „Und zwar pünktlich und in der gewünschten Menge, und ohne dass einer unserer Einsatzkräfte dabei zu Schaden kommt“, erklärt Schneider. Er ist seit acht Jahren beim THW, hat dort seinen Wehrersatzdienst geleistet.  Als der Führungsstab am ersten Feuerlöschteich im Jerischker Wald live erlebt, wie die polnische Feuerwehr mit Blaulicht und Sirene anrückt, um ihre leeren Tanklöschfahrzeuge nachzufüllen, ruft Schneider zügig alle zusammen. Ein Dolmetscher übersetzt Schneiders Rapport und den des polnischen Abschnittsleiters. Die Männer der PSP haben von hier die 2,3 Kilometer Schlauchleitung zum Brandherd verlegt, um das aus dem Badesee Eichwege kommende Löschwasser aus dem ersten mobilen Feuerlöschteich weiterzuleiten zur nächsten mobilen Wasserentnahmestelle.

Polnische Kette funktioniert

  „Wir haben mehrere Entnahmestellen geschaffen“, berichtet Thomas Förster, Abschnittsleiter Wasserversorgung. Die Feuerwehr aus Zgorzelec (Görlitz) habe zusätzlich ein Einsatzfahrzeug mit 18 000 Litern Löschwasser bereitgestellt. Insgesamt seien 19 Einsatzfahrzeuge der polnischen Feuerwehr und acht Fahrzeuge von deutscher Seite vor Ort. 

Sein polnischer Kollege, Abschnittsleiter Piotr Rybak von der Feuerwehr Zary wirkt konzentriert, zeigt sich aber zufrieden. „Jede Übung ist sinnvoll und verbessert unsere bisherigen Leistungen und das Zusammenspiel mit unseren deutschen Kollegen“, sagt er. 

Auch der mit der Organisation der groß angelegten Übung beauftragte Kreisbrandmeister Wolfhard Kätzmer zieht am späten Nachmittag eine positive Bilanz: „Die Tatsache, dass alles geklappt hat,ist ist eine eindeutige Bestätigung, dass ortsunkundige und nicht mit der Feuerwehrorganisation vertraute Einsatzkräfte in der Lage sind, eine Löschwasserkette über lange Wegstrecken zur Verfügung zu stellen und das Löschwasser vor Ort zu sichern“, sagt er.

 Die THW-Technik komme so nicht nur alle paar Jahre mal bei einer Katastrophe zum Einsatz, zeigen sich auch Burkhard Pätzold und Kollegen vom Ortsverband Ost prignitz-Ruppin des THW zufrieden.  Sie hätten die Idee, die starken Pumpen und Rohrleitungssysteme auch zum Löschen von Bränden einzusetzen, Mitte der 90er-Jahre entwickelt, erzählt Pätzold. Inzwischen sei sie so ausgereift, dass sie sie auch weiterempfehlen können und in das EU-Projekt eingebracht haben, unter dessen Dach die Katastrophenschutzübung bei Döbern gelaufen ist. Im Vorjahr habe das System erfolgreich die EU-Feuertaufe bestanden. In Polen. Bei einer EU-Brandschutzübung mit 650 Einsatzkräften aus Deutschland und Polen. Und der Brand in Bademeusel? „Der betraf nur Ödland und war schnell gelöscht“, so Kätzmer.

 

Quelle: Lausitzer Rundschau - Von Beate Möschl


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.




Suche

Suchen Sie hier nach einer aktuellen Mitteilung: