Ein Mann – eine Schippe

Zwölfeinhalb Stunden war die Autobahn 13 am Dienstag in Richtung Berlin gesperrt. Ein folgenschwerer Unfall mit zwei Lkw und zwei Kleinbussen hatte beide Fahrspuren sowie den Standstreifen blockiert. Der Gesamtschaden wird laut Polizei auf 175 000 Euro geschätzt – und es gibt Ermittlungen wegen des Verdachts der Schleusung illegaler Einwanderer.

Cottbus. Den Helfern von Rettungs- und Bergungsdiensten hatte sich am Dienstagmorgen direkt zwischen Ab- und Auffahrt Duben ein Bild der Verwüstung dargeboten. Zwei Lkw waren ineinander verkeilt, auf gut 50 Metern lagen Fahrzeugteile herum – dazu überfluteten 15 Tonnen Getreide die Fahrspuren. Zwei Kleinbusse lagen inmitten der Unfallstelle fest. „Ein wenig haben uns die Bilder an das Eisenbahnunglück von Hosena erinnert“, schildert Ronny Schulz seinen ersten Eindruck vom Ort des Geschehens. Der Ortsbeauftragte des Technischen Hilfswerkes (THW) Dahme - Spreewald beorderte elf Kameraden an die Unfallstelle, „die alles in ihren Kräften stehende getan haben. Aber schneller ging es einfach nicht“.

Denn während die Profis vom Bergungsdienst Reinhardt in Genshagen mit Kran und schwerer  Technik Teile des Sattelschleppers, dessen Aufleger von der Fahrbahn geschlittert war, und des Lkw auseinanderzogen und abtransportierten, nahm das THW die Schaufel in die Hand. „Ein Mann, eine Schippe – das war hier die schnellste Methode. Acht Stunden lang, mit Pausen “, erklärt Schulz, der den THW-Einsatz koordinierte.„Wir standen knietief im aufgequollenen Getreide. So etwas haben wir noch nicht erlebt.“ So wie die Autofahrer standen auch die Freiwilligen des THW auf  der Fahrt zum Einsatz in kilometerlangen Staus auf den Umleitungsstrecken. Betroffene schilderten der RUNDSCHAU, dass sie von der Abfahrt Boblitz bis Lübben (rund 15 km) mehr als anderthalb Stunden benötigten.

Der A 13-Verkehr war in Lübbenau abgeleitet und über Lübben zur Auffahrt Freiwalde geführt worden. Am Tag nach dem Horrorunfall mit Megastau geht die Polizei davon aus, dass es zu der Kollision der Brummis gekommen war, weil der hintere MAN auf den vor ihm fahrenden Scania zu dicht aufgefahren war. Dass der Scania bedeutend langsamer fuhr, hatte der MAN-Fahrer zu spät bemerkt, woraufhin er ihn angestoßen hatte. Die beiden am Unfall beteiligten Kleinbusse waren entgegen ersten Vermutungen nicht am Stauende, sondern unmittelbar an der Unfallstelle mit den Lkw und der ausgeschütteten Ladung kollidiert.

Bei den unbekannten Verletzten, die nahe des Unfallortes aufgegriffen wurden, handelt es sich um zwei tschetschenische Familien mit je drei Kindern. Sie wurden in Krankenhäusern medizinisch versorgt und untergebracht. Gegen die beiden festgenommenen Fahrer der Kleinbusse sind wegen des Verdachts der Schleusung zur illegalen Einreise Ermittlungsverfahren eingeleitet worden.


Bericht Von Christian Taubert - Lausitzer Rundschau vom 20.12.2012


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